Unser Präsident Jürg Morf zum 50-jährigen Vereinsjubliäum
Liebe Schachkolleginnen und Schachkollegen
Im Jahr 2016 feiern wir das 50jährige Jubiläum unseres Klubs, gegründet im letzten Jahrtausend. Als Präsident des SC Bodan nehme ich die Gelegenheit wahr, die 50 Jahre Revue passieren zu lassen und mir auch gewisse Fragen zu stellen. In der Vereinsgeschichte des Klubs konnte man sich hin und wieder fragen, ob wir wirklich ein Klub seien oder nur eine Interessengemeinschaft für spielinteressierte Schachindividualisten. Der Verein hat sich zwar stets wieder konstituiert und umstrukturiert, verfügt über Statuten und Vorstandsämter, aber hat er auch ein wirkliches Klubleben? Und die andere Frage: Ist der SC Bodan ein Eigenbrödlerverein, der so im Stillen Klötzchen herumschiebt, oder sind wir auch ein aktiver Kreuzlinger Verein mit einer gewissen Resonanz? Können wir mit unserer grenzüberschreitenden Öffnung überhaupt ein Verein der Kreuzlinger Öffentlichkeit sein? Und, sind wir auch sportlich an einem Ziel angelangt, das uns befriedigen kann?
All diese Fragen würde ich heute, nach einem halben Jahrhundert Klubgeschichte, mit einem nicht allzu lauten, aber doch deutlichen „Ja“ beantworten: Aus sportlicher Sicht ist natürlich zentral, dass sich der Klub im letzten Jahrzehnt von einem Provinzklub zu einem Niveau durchgemausert hat, das uns zu einer Hochburg des Schachs in der Ostschweiz macht und auch jenseits der Töss wahrgenommen wird. Grosses Kompliment! Mit verantwortlich für diesen Höhenflug sind natürlich sowohl die einsatzfreudigen Captains wie der unermüdliche Sponsoringchef Vincenz Reichmuth.
Überdies hat der SC Bodan dank seines formidablen Spielleiters Dieter Knödler und auch dank der Beteiligung seiner Topspieler einen Spielbetrieb, der sich niveaumässig schweizweit sehen lassen kann. Selten kommt es vor, dass sich in Schachklubs die Topspieler sogar an der Vorstandsarbeit beteiligen.
Mit den Präsidien von Max Knaus und Dietmar Panek ist ein Ruck durch den Klub gegangen und Bodan hat begonnen, sich für eine breitere Öffentlichkeitsarbeit zu engagieren, indem er grössere Schachanlässe für den Schachbund oder die Jugend organisiert hat. Der Klub beteiligte sich mit schachlichen Mitteln an Stadtanlässen und ist in der Kreuzlinger Öffentlichkeit klar angekommen. Er präsentiert sich mit einer für alles und alle offenen Einstellung. Auch die grundsätzliche Hilfsbereitschaft der Mitglieder bei grösseren Anlässen darf – für Schachspieler - als positiv gewertet werden.
Die Mitgliederzahlen sind in den letzten Jahren erfreulich stark angestiegen, was an sich ein Gütezeichen ist. Der SC Bodan wird einzig darauf achten müssen, dass er nicht, wie andere Klubs auch, überaltert. Der Klub bemüht sich zwar mit Maria Ejem und Max Knaus intensiv um die Jugendförderung, doch weist er trotzdem relativ wenig junges Blut auf. Hier sollten wir uns ernsthaft um eine Auffrischung bemühen. Immerhin haben wir mit Matthias Tezayak einen Jugendspitzenspieler in unserem Klub, den U10-Vize Schweizermeister von 2012.
Bevor wir aufs halbe Jahrhundert Vereinsgeschichte zurückschauen, sei an dieser Stelle allen an diesem Erfolg Beteiligten ein grosser Dank für ihre ausgezeichnete Arbeit und die prima Zusammenarbeit ausgesprochen. Dieser Dank sei mit der Hoffnung verbunden, dass das Klubleben auch in Zukunft gesund und der Elan bestehen bleibe, womit auch weiterhin überzeugende sportliche Leistungen möglich werden.
Nun der Blick zurück: Vor 50 Jahren also, am 2.März 1966, wurde unter der Gründungspräsidentschaft von Thomas Holenstein (Weinfelden) der „Schachklub Bodan Romanshorn“ gegründet - für die Schachszene Thurgau ein Riesenfortschritt. Die Idee dieses neuen Klubs war es, den aktiveren Spielern querbeet durch den Kanton die Möglichkeit zu geben, an Turnieren des Schachbundes, insbesondere an der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft, teilnehmen zu können. Man hoffte auf einen Zusammenzug der ambitionierteren Thurgauer Spieler.
Die SMM nahm man damals mit zwei Mannschaften in der 3. und in der 4.Liga in Angriff. Der Beginn war harzig: kaum in der 2.Liga, stieg man auch gleich wieder ab. 1970 ergab sich eine einschneidende Änderung: Das Team Bodan 1 wurde überwiegend von Kreuzlinger Spielern gestellt, während Romanshorn Bodan 2 alimentierte. 1971 mutierte der alte Vereinsname zu „Schachklub Bodan“. Mehr Thurgauer Spieler, aber auch Schachkollegen von Konstanz, meldeten sich. Und das erste Highlight liess nicht lange auf sich warten: Bodan 1 stieg in die 1.Liga auf. Schon ein Jahr später hielt der Höhenflug an und man stieg in die NLB auf. Jetzt trat Bodan mit vier Mannschaften an, wobei sich die unteren Mannschaften munter zwischen der 2. und der 4.Liga tummelten – Auf- und Abstiege wechselten in bunter Folge. Der Kreuzlinger Christoph Schmid gewann im selben Jahr die Bronzemedaille an den Schweizerischen Juniorenmeisterschaften.
Dieses Jahrzehnt begann wenig verheissungsvoll. Bodan 1 stieg in die 1.Liga ab und gleichzeitig war ein starker Mitgliederschwund zu verkraften. Man trat an der SMM nur noch mit zwei Teams an. Doch schon vier Jahre später spielte man wieder in der NLB. Unter dem Captaining von Max Knaus gelang es einem Bodan Team bestehend aus Kreuzlingern und Konstanzern zuerst den Viertelfinal, im Jahr darauf den Halbfinal im Teamcup zu erreichen. 1984 kam zum ersten Mal die Idee des Sponsorings ins Gespräch. 1985 wurde wieder zu einem Jahr der Krise. Viele Romanshorner Spieler verliessen den Klub, und man zog die Auflösung des Vereins in Betracht. Doch im Jubiläumsjahr „20 Jahre SC Bodan“ fing sich der Klub wieder auf, und es waren namhafte Zuzüge aus Konstanz zu verbuchen. Carl Schreiber übernahm das Präsidium. Die grösste Crux in den 80er Jahren war, dass die SMM-Mannschaften nur selten vollzählig antraten – nicht einmal dann, wenn nur zwei Teams ins Rennen geschickt wurden. Um die Disziplin im Klub war es nicht eben gut bestellt.
Auch anfangs der 1990er Jahre kriselte Bodan weiter. Die GV 1993 wurde gerade mal mit acht Teilnehmern – Vorstand inklusive – durchgeführt. Eine Vereinstätigkeit neben der SMM und den Thurgauer Schachanlässen gab es kaum. Steckborn, Weinfelden und Frauenfeld stiegen mit eigenen Mannschaften ins SMM-Rennen, womit die ursprüngliche Idee eines guten Thurgauer Spielerpools endgültig beerdigt war. Man überlegte sich eine Fusion von Bodan mit dem SC Kreuzlingen. Mitte der 90 Jahre zeigte die Kurve dann wieder nach oben: 1995/96 griff Vincenz Reichmuth die Idee des Sponsorings auf, damals für Bodan 1 und 2. Zu vermerken wäre in diesem Zusammenhang, dass wir dieses Jahr auch das 20-jährige Jubiläum des Sponsorings durch Vincenz Reichmuth feiern können! Vincenz – danke! Mit seiner Unterstützung stieg das Fanionteam mit einem Glanzresultat (Ø 5.75 Pte./Match) wieder in die NLB auf. Von den heutigen Bodanesen spielten in dieser Mannschaft Marcel Wildi, Dieter Knödler, Peter Plüss, Michael Schmid, Jürg Morf und Marcel Marentini. 1999 wurde zu einem positiven Jahr für Bodan: Max Knaus übernahm das Präsidium und Marcel Wildi das Amt des Spielleiters: das Klubleben wurde intensiviert.
Nach dem Millenium hielt der Aufwind an. Klubturniere, Blitzturniere, Thementurniere und sogar Analyseabende wurden durchgeführt. Bodan 1 stieg 2001 wieder in die NLB auf, im Jahr darauf Bodan 2 in die 2.Liga. 2003 schnupperte Bodan 1 erstmals am Aufstieg in die NLA. 2004 übernahm Dietmar Panek das Präsidium. Bodan 2 stieg in die 1.Liga auf; dafür hatte der Klub mit den Finanzen zu kämpfen, auch mit einer schlechten Zahlungsmoral. Dann, 2005, stieg Bodan erstmals in die NLA auf – das Sponsoring nahm neue Formen an. Max Knaus engagierte sich in einem neu eingerichteten Kindertraining. Es wurde erkannt, dass der Klub ohne Nachwuchs über die Jahre vergreisen würde. Im Restaurant Bären in Kreuzlingen wurde der Bodenseecup, das Vierländerturnier mit Württemberg, Baden, Bayern und der Schweiz durchgeführt. 2006 war es dann soweit: der SC Kreuzlingen wurde aufgelöst und die Finanzen wurden dem SC Bodan zugeführt. Bodan 1 stieg wieder in die NLB ab. 2007 spielte erstmals eine Bodanmannschaft die SGM in der 1.Liga. Daneben dominierten die Bodan-Spieler mit grosser Regelmässigkeit die kantonalen Blitzturniere. Dieter Knödler übernahm das Amt des Spielleiters. Zum Einstieg bot er im Karussell ein Simultanturnier an, das er mit 28 Siegen und zwei Remis glänzend abschloss. Das Kreuzlinger TV begann Bodan zu begleiten. 2008 wurde zu einem Höhepunkt des sportlichen Klublebens: Bodan 1 stieg wieder in die NLA auf. Und gleichzeitig gelang In der SGM der Sprung in die 2.Bundesliga. Der Klub beteiligte sich schachlich originell am Kreuzlinger Fest „50 Jahre Seeburg“. Das Kindertraining wurde ausgeweitet (Max Knaus, Maria Ejem). 2009 wurde Bodan Vorort des Thurgauischen Schachverbandes. Das Sponsoren- und das Medienkonzept wurden intensiviert.
Im Jahr 2010 gab sich der Verein neue Statuten. Ein grosses Positivum des SC Bodan war und ist es noch heute, dass sich an den klubinternen Turnieren auch viele Spieler der ersten Mannschaft beteiligen und das Niveau des schachlichen Klublebens deshalb im schweizweiten Vergleich überdurchschnittlich ist. 2011 organisierte Bodan erstmals ein Thurgauer Schülerschachturnier, an dem, man lese und staune, rund 80 Jungtalente teilnahmen. 2012 wurde Matthias Tezayak aus der Bodan-Schachschule Vize-Schweizermeister U10. Bodan 1 stieg einmal mehr in die NLA auf, ebenso in der SGM in die 1.Bundesliga. Bodan 2 behauptete sich erneut in der 1.Liga. Dietmar Panek trat nach acht sehr erfolgreichen Präsidialjahren von seinem Amt zurück und Jürg Morf, bis dahin während 37 Jahren Aktuar des Vereins, wurde neu zum Präsidenten gewählt. 2013 stieg Bodan 1 in der SMM wieder in die NLB ab, behauptete sich dafür mit dem Wunder von Bern in der 1.Bundesliga der SGM. Bodan 2 hielt sich in der 1.Liga – und dies sogar an der Spitze! Bodan 3 stieg wieder in die 2.Liga auf und in der SGM in die 1.Regionalliga. Auf das Jubliäumsjahr "50 Jahre SC Bodan" hin stieg Bodan 1 wieder in die NLA auf, Bodan 2 und 3 vermochten sich in der 1. und 2.Liga zu halten. An der zentralen SGM-Schlussrunde, die der SC Bodan organisierte, behaupteten sich die Bodanesen durch das Wunder von Kreuzlingen in der 1.Bundesliga. Diesen Sommer lud sich der SC Bodan zur Würdigung seines Klub-Jubiläums ein grosses Ding auf die Schultern, indem er als Gastgeber die Schweizerischen Jungendschachfinals U10-U16 in Kreuzlingen durchführte. Mit einer Simultanvorstellung im kleinen Rahmen beteiligte sich der Schachklub am Kreuzlinger Projekt der "Boulevard-Spielstrasse".
Ende Juli stieg in der wunderschönen Tägerwiler Badi, bei pittoreskem Sonnenuntergang, eine Bodan-Sommerparty, mit Partnern und Partnerinnen. Mit diesem gelungenen Anlass wurde ansatzweise ein weiteres Zeichen für ein aktiveres Klubleben gesetzt, das Bodan Sommerfest Juli 2016 mit der Organisation von Anlässen und den freiwilligen Helfern begonnen hatte. Im November wird sich der Klub mit einem grossen Simultan am Kreuzlinger Jubiläum „10-Jahre Dreispitzhalle“ beteiligen und wenig später wird das sechste Mal zum Thurgauer Schülerschachturnier eingeladen. Als Abschluss der Jubiläumsaktivitäten wird der SC Bodan im nächsten Mai zum zweiten Mal den Bodensee-Cup, das traditionelle Vierländerturnier, durchführen.
Abschliessend kann ich als Präsident dem Klub nur weiterhin tolles Gedeihen wünschen! Möge er sich sowohl sportlich wie als Verein auf den bisherigen Gleisen weiter entwickeln, sich weiter vergrössern, sich verjüngen, sein Niveau hochhalten, seine Resonanz in Kreuzlingen und in der schweizerischen Schachszene beibehalten und all unseren denksportbegeisterten Mitgliedern viel Freude und Inhalt verschaffen.
Mit herzlichen Schachgrüssen,
Euer Präsident
Jürg Morf